Armoracia rusticana – Heilpflanze des Jahres 2021
Aktuelle In-vitro-Studie bestätigt die antibakterielle
Wirkung des Meerrettichs gegen uropathogene Erreger
Eine aktuelle, internationale In-vitro-Studie belegt erneut die antibakterielle
Wirkung des Meerrettichs (Armoracia rusticana) gegenüber uropathogenen Keimen [1]. Bei allen
elf in der Publikation untersuchten Erregern, darunter die häufigsten Auslöser für Infektionen der
Harnwege E. coli, K. pneumoniae sowie P. mirabilis,
bewirkte Meerrettich ausgeprägte inhibitorische Effekte. Die antiinfektive
Wirkung des Meerrettichs bei der Therapie von respiratorischen Infektionen
und Zystitiden wird seit Jahrhunderten in der Erfahrungsmedizin geschätzt.
Das traditionsreiche Kreuzblütengewächs wurde nun aufgrund seiner bereits in zahlreichen
weiteren Studien belegten antibakteriellen [2-10], antiviralen [11-13] sowie antiphlogistischen [14-22]
Wirkung vom Theophrastus e.V. zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt [23]. Die volatilen
Inhaltsstoffe aus dem Meerrettich, die Senföle (Isothiocyanate, ITC), zählen zu den pharmakologisch
am besten untersuchten Pflanzensubstanzen. Ein Phytotherapeutikum
aus Meerrettich in Kombination mit der ebenfalls ITC enthaltenden Kapuzinerkresse wird seit
1958 erfolgreich in der Therapie von akuten und häufig
wiederkehrenden Infektionen der Atemwege (Bronchitis und Sinusitis) und
der Harnwege eingesetzt. Studien belegen eine synergistische Wirkung der
ITC [3,4]. Das heißt durch die Kombination der ITC-Komponenten von Kapuzinerkresse und Meerrettich
resultiert ein gegenüber den Einzelstoffen erweitertes Wirkspektrum.
Meerrettich ist ursprünglich in Südrussland und der östlichen Ukraine heimisch, gelangte um
1000 n. Chr. nach Mitteleuropa und wird aufgrund seiner antibiotisch wirkenden Inhaltsstoffe,
den ITC, schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt. Für Allyl-ITC aus dem Meerrettich
ist eine deutliche bakterizide Wirksamkeit vorwiegend im gramnegativen Spektrum beschrieben.
Das ebenso in Meerrettich enthaltene 2-Phenylethylisothiocyanat weist eine starke Hemmwirkung
im grampositiven Bereich auf [3,4]. Die in der Erfahrungsmedizin gesammelten positiven Erkenntnisse
zum therapeutischen Einsatz des Meerrettichs (in Kombination mit Kapuzinerkresse, in
ANGOCIN® Anti-Infekt N) bei akuten und häufig rezidivierenden Infektionen
der Harn- und Atemwege, konnten in den letzten Jahren erfolgreich in mehreren Studien wissenschaftlich
bestätigt werden [24-27]. Eine 2019 publizierte unabhängigen Forschungsarbeit der Universität Majmaah/Saudi-Arabien
liefert einen weiteren Beleg für das antiinfektive Potenzial der traditionsreichen Heilpflanze [1].
Die Wissenschaftler untersuchten 15 verschiedene Pflanzen auf ihre antibakterielle Wirkung gegen
HWI-relevante Pathogene. Darunter zählte der Meerrettich zu den vier effizientesten Arten, so ein Ergebnis
der Analyse.
„Heilpflanze des Jahres 2021“ mit umfangreichem antiinfektiven Wirkprofil
Der Theophrastus e.V. kürt seit 2003 jährlich die Heilpflanze des Jahres. Mit
der Initiative möchte der Naturheilverein Informationen zu heilenden Wirkungen von wertvollen
Pflanzen vermitteln und auf die Bedeutung
der Phytotherapie in der Medizin aufmerksam machen. Meerrettich habe
als Heilpflanze ein großes und bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial,
begründet der Theophrastus e.V. die Wahl [23]. So liegen für den Nachweis
der antibakteriellen[2-10], antiviralen[11-13] und antiphlogistischen [14-22] Wirkung
der in Meerrettich sowie auch in der Kapuzinerkresse enthaltenen Isothiocyanate bereits
eine Vielzahl von Publikationen vor. Darunter sind auch zahlreiche internationale unabhängige
Untersuchungen sowie zwei umfangreiche Metaanalysen aus den Jahren 2015 und 2017, die die
antibakteriellen Eigenschaften und Wirkmechanismen der ITC anhand von jeweils
mehr als einhundert Forschungsarbeiten analysiert und zusammengefasst haben [5,6].
Weitere Studien belegen, dass die ITC die Bildung von komplexen, widerstandfähigen bakteriellen
Biofilmen hemmen [28-31]. Bakterielle Biofilme sind
häufig die Ursache von schwer zu bekämpfenden und rezidivierenden Infektionen, bei denen Antibiotika
nahezu unwirksam sind. Konsequenterweise wird daher in der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zur
Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen nun auch der Einsatz von Meerrettich
und Kapuzinerkresse als phytotherapeutische Option bei häufig rezidivierender Zystitis empfohlen [32].
Im Hinblick auf die zunehmende Ausbreitung
von Antibiotikaresistenzen ist zudem von besonderer Relevanz, dass bei
Bakterien die Entwicklung möglicher Resistenzmechanismen gegen die ITC
auf Grund der multimodalen Wirkansätze dieser Pflanzenstoffe deutlich erschwert wird [5,8].
Meerrettich enthält noch weitere antiphlogistisch wirksame Substanzen
Bei Infektionserkrankungen wie zum Beispiel respiratorischen Infektionen
und Zystitiden ist die Inflammation primär für die Beschwerdesymptomatik
verantwortlich. Daher sollten bei Infektionen der Harnwege nicht nur die
bakteriellen Erreger beseitigt, sondern begleitend auch die entzündliche
Reaktion bekämpft werden [33]. Eine In-vitro-Studie der Universität Freiburg
belegt, dass neben den bisher bekannten Isothiocyanaten noch weitere
Inhaltsstoffe des Meerrettichs eine antientzündliche Wirkung besitzen [14]. Die
Freiburger Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die durch einen
Meerrettichwurzel-Extrakt – welcher keine Isothiocyanate enthielt – induzierte
antientzündliche Wirkung in mononukleären Zellen des peripheren Blutes
(PBMC) auf die Wirkung anderer Bestandteile aus dem Meerrettich zurückzuführen ist.
In nachfolgenden Untersuchungen sollen diese therapeutisch
relevanten Substanzen identifiziert werden.
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Red.