Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN)
Ossäre Metastasen beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom im Visier: Radium-223 verlängert Gesamtüberleben


Der Alphastrahler Radium-223 verlängert als einziges auf Knochenmetastasen gerichtetes Radiopharmazeutikum in diesem Krankheitsstadium das Leben und erhält zugleich die Lebensqualität. Studiendaten aus einem internationalen Early-Access-Programm liefern Hinweise darauf, dass ein früher Therapiebeginn mit Radium-223 zusammen mit einer neuartigen Hormontherapie (Abirateron oder Enzalutamid) das Gesamtüberleben verlängert.

"Der Alphastrahler Xofigo® (Radium-223-dichlorid) stellt qualitativ und quantitativ ein ganz anderes Prinzip der Tumortherapie dar als die bisher eingesetzten Betastrahler", erklärte Professor Dr. med. Markus Essler, Bonn. Da es sich bei Radium-223 um ein "Calciummimetikum" handelt, wird die Substanz anstelle von Calcium in Bereiche mit erhöhtem Knochenumsatz - der im Umfeld von Knochenmetastasen pathologisch ansteigt - in und um Knochenmetastasen eingebaut. Man erreicht mit dem Alphastrahler auf einer sehr geringen Distanz eine hohe Effektivität: Im Zellkern von umliegenden Tumorzellen verursachen die Alphastrahlen überwiegend irreparable DNA-Doppelstrangbrüche [1]. "Es bedarf nur wenige dieser Doppelstrangbrüche, um den Zelluntergang hervorzurufen", so Essler. "Das umgebende Gewebe hingegen wird weitgehend geschont", führte Essler weiter aus.

Auf einem Symposium mit dem Titel "Nuklearmedizin trifft Urologie" im Rahmen des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin in Dresden äußerten sich Vertreter aus beiden Fachrichtungen zu dieser innovativen weiteren Therapieoption beim kastrationsresistenten metastasierten Prostatakarzinom (mCRPC) [2]. Xofigo® wird angewendet zur Behandlung von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom, symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen [3]. Es wurde deutlich, dass Radium-223 der erste und einzige Wirkstoff ist, der gezielt Knochenmetastasen in diesem Krankheitsstadium bekämpft und dadurch das Leben von Patienten verlängern und deren Lebensqualität erhalten kann [1].

Radium-223 - eine speziell auf Knochenmetastasen gerichtete Therapie

Etwa 90% aller Patienten mit mCRPC entwickeln Knochenmetastasen [1]. Diese können auf Grund von Knochenschmerzen, pathologischen Frakturen oder einer Rückenmarkskompression die Lebensqualität erheblich einschränken [4]. Zudem sind Knochenmetastasen mit einem schlechteren Überleben assoziiert [5]. Patienten in diesem Krankheitsstadium können von Radium-223 profitieren, einer speziell auf Knochenmetastasen zugeschnittenen Therapie. "In der S3-Leitlinie Prostatakarzinom [6]. erscheint der Alphastrahler bei Vorliegen von ossären Metastasen in der Erstlinientherapie von symptomatischen Patienten mit mCRPC und gutem Allgemeinzustand gleichwertig neben Chemo- beziehungsweise Hormon-Therapie", erklärte der Urologe Professor Dr. Hans Heinzer, Hamburg.

In die Zulassungsstudie ALSYMPCA (ALpharadin in SYMPtomatic Prostate CAncer) von Xofigo® wurden 921 Patienten mit mCRPC und symptomatischen Knochenmetastasen eingeschlossen [1]. Die Patienten bekamen sechs Zyklen mit 50 kBq/kg-Körpergewicht (KG) (*) Radium-223 beziehungsweise Placebo - jeweils im Abstand von vier Wochen. Zusätzlich erhielten alle Patienten den bestmöglichen Therapiestandard (BSC). Für den primären Endpunkt, dem medianen Gesamtüberleben, ergab sich für die Radium-223-Patienten im Vergleich zu Placebo ein relativer Gewinn an Lebenszeit von 3,6 Monaten (14,9 versus 11,3 Monate; p <0,001). Auch die Zeit bis zum ersten Auftreten eines symptomatischen skelettalen Ereignis (SSE) verlängerte sich unter dem Alphastrahler im Vergleich zu Placebo signifikant im Median um 5,8 Monate (15,6 versus 9,8 Monate; p<0,001) [1]. Ein Maß für das Nebenwirkungsverhalten einer Substanz stellt die Rate der Therapieunterbrechungen dar. "Bei diesen Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung war diese mit 16% im Radium-223-Arm vs. 21% im Placebo-Arm relativ niedrig, ein Zeichen dafür, dass es sich bei Radium-223 um eine gut verträgliche Therapie handelt", erläuterte Heinzer.

Real-life Daten bestätigen Zulassungsstudie

Aufschlussreiche Daten liefert auch eine Phase-IIIb-Studie, die im Rahmen eines internationalen Early-Access-Programms (iEAP) durchgeführt wurde [7]. Im iEAP lag zum Zeitpunkt der Basiserhebung bei 21% der Patienten keine Schmerzsymptomatik vor, 26% erhielten neue antihormonelle Therapien, 18% bekamen Bisphosphonate und 20% Denosumab. "Das mediane Gesamtüberleben mit 16 Monaten war vergleichbar mit dem in ALSYMPCA", so Heinzer. Aus vorläufigen Daten des iEAP ergaben sich Hinweise darauf, dass Patienten, die parallel zu Radium-223 die neueren antihormonellen Therapeutika Abirateron und Enzalutamid erhielten, länger leben als Patienten ohne diese begleitende Therapie [8]. Zudem gab es Hinweise darauf, dass Patienten vom frühen Einsatz von Radium-223 profitieren und ein längeres Gesamtüberleben haben, wenn sie eine Serumkonzentration der alkalischen Phosphatase (ALP) von <220 U/l gegenüber ALP ≥220 U/l haben, keine Schmerzsymptomatik aufweisen im Vergleich zu Patienten mit einer Schmerzsymptomatik sowie in ihrem Alltagsleben wenig eingeschränkt sind (ECOG Performance Status 0-1) gegenüber ECOG ≥2 [7].

Erfolgreiche interdisziplinäre Kooperation

Die Behandlung mit Radium-223-dichlorid ist ein Beispiel für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit zwischen Urologen und Nuklearmedizinern zum Nutzen des Patienten. Während Diagnose und Indikationsstellung in der Verantwortung des Urologen liegen, klärt der Nuklearmediziner die Patienten über die Radionuklidtherapie auf, nachdem er die Indikation überprüft hat, und führt dann die Therapie in der Regel ambulant in den Praxisräumen des Nuklearmediziners bzw. im nuklearmedizinischem Zentrum durch. Die anschließenden Kontrolluntersuchungen nach der Behandlung mit Radium-223 übernimmt wieder der Urologe/Onkologe. Er kontrolliert den Behandlungserfolg und die Verträglichkeit.

Für Patienten: www.fokus-knochenmetastasen.de
Patienten und ihre Angehörigen finden auf der Webseite für Patienten einen offenen Bereich rund um das Thema ‚Prostatakrebs‘ - mit besonderem Augenmerk auf die Komplikationen der Knochenmetastasen. Radium-223-Patienten können sich in einen geschützten Bereich einloggen.

Für Fachkreise: www.xofigo.de
Mit neuem Gesicht wurde die Webseite für Fachkreise um aktuelle Inhalte zur Radium-223-Therapie ergänzt. Urologen, Onkologen und Nuklearmediziner können sich ab sofort auf der Webseite einloggen und die für ihre Fachrichtung passenden Informationen abrufen.

(*) Entspricht 55kBq/kg KG gemäß NIST-2015 Standard. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat den primären Standard für Radium-223 überarbeitet. Aus dieser Überarbeitung resultiert eine Erhöhung des Nominalwertes der in den Xofigo®-Durchstechflaschen vorhandenen radioaktiven Konzentration (in Bq/ml) und folglich der Patientendosis in Bq/kg Körpergewicht um ca. 10%. Diese Änderung stellt keine reale Änderung der tatsächlichen Produktradioaktivität oder der dem Patienten verabreichten Radioaktivitätsmenge dar und wird daher die Sicherheit und Wirksamkeit von Xofigo® (Radium-223-dichlorid) nicht beeinflussen. Xofigo® 1100 kBq/ml ist seit dem 18. April 2016 erhältlich.

Quellen:
[1] Parker C. et al. N Engl J Med 2013:369: 213-223.
[2] Symposium "Im Dialog: Nuklearmedizin trifft Urologie", anlässlich der 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, am 22. April 2016 in Dresden.
[3] Xofigo® (Radium-223-dichlorid), Fachinformation, Bayer Vital GmbH.
[4] Goh et al. Curr Onc 2007; 14: 9-12.
[5] Nørgaard et al. J Urol 2010 Jul;184(1): 162-167.
[6] Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Prostatakarzinom 2014; Langversion 3.1.
[7] Saad F et al. J Clin Oncol 2015; 33 (Suppl 7); Abstract 5034.
[8] O’Sullivan et al. Abstract 2561, ECC 2015

Quelle: Bayer Healthcare

Mai 2016


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