Active Surveillance bei Prostatakrebs:
Bilaterale positive Stanzen als Indikator für nicht organbegrenzten Tumor


Die Eignungskriterien für Prostatakrebs-Patienten, um in Active-Surveillance-Programme aufgenommen zu werden, akzeptieren in der Regel zwei positive Stanzen mit bis zu 50% Tumoranteilen. Dieses Merkmal für niedrigvolumige, klinisch insignifikante Prostatakarzinome verliert umso mehr an diagnostischer Aussagekraft, je weiter die beiden positiven Stanzen in der Prostata voneinander entfernt sind. Anhand von Fällen an der Universitätsklinik Zürich wurde analysiert, ob bei Prostatakrebs-Patienten, die für Active Surveillance geeignet erscheinen, die Wahrscheinlichkeit eines nicht organbegrenzten Tumors (pT >2) bei zwei bilateral positiven Stanzen höher ist, als bei zwei unilateral positiven Stanzen.

Die Daten für die retrospektive Analyse stammten von Prostatakrebs-Patienten, die sich zwischen 1999 und 2009 einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten, und die zum Zeitpunkt der Operation die gültigen Eignungskriterien für Active Surveillance erfüllten. In Fällen mit zwei positiven Stanzen der Prostata wurde der endgültige Pathologiebefund jeweils mit der Lokalisation der positiven Stanzen (einseitig links oder rechts versus beidseitig) in Beziehung gebracht.

Von 144 Männern mit unilateralen positiven Stanzen hatten zwei beim endgültigen Befund aus der Pathologie ein Prostatakarzinom mit dem klinischen Stadium pT >2. Bei 17 Patienten mit bilateralen positiven Stanzen waren es drei. Die Wahrscheinlichkeit eines pT >2-Prostatakarzinoms war bei bilateralen positiven Stanzen 14,7-mal höher als bei unilateralen positiven Stanzen. Der Anteil der pT >2-Stadien wird auf 18% bzw. 1% geschätzt.

Prostatakrebs-Patienten, deren Krankheit als klinisch insignifikant eingestuft wird, haben bei zwei bilateralen positiven Stanzen häufiger einen nicht organbegrenzten Tumor als bei zwei unilateralen positiven Stanzen.

Bei Bestätigung ihrer Ergebnisse – so schließen die Autoren – wären bilaterale positive Stanzen bei ansonsten für Active Surveillance geeigneten Patienten ein triftiger Ausschlussgrund.

Largo RA, Gfeller S, Tremp M, et al. 2011. Bilaterally positive biopsy cores are associated with non-organ confined disease in prostate cancer patients eligible for active surveillance. Urologe 50 (Suppl 1):128.

September 2010   red.