Kontinenz ein Jahr nach radikaler Prostatektomie

Wie wirkt sich der Erhaltungsgrad der neurovaskulären Bündel aus?

Unklarheit über die Bedeutung des Erhalts der neurovaskulären Bündel bei radikaler Prostatektomie für die Kontinenz könnte dazu führen, dass die nerverhaltende Operationstechnik älteren oder impotenten Männern vorenthalten wird. In diesem Zusammenhang wurde nach Prädiktoren für Harninkontinenz ein Jahr nach radikaler Prostatektomie gefahndet.

Von den 3 707 Männern, über die Informationen vorlagen, waren 202 bereits präoperativ inkontinent



und 140 waren postoperativ bestrahlt worden. Angaben zur Kontinenz nach einem Jahr lagen von insgesamt 3.148 Patienten vor.

Mit dem höchsten Erhaltungsgrad, der bilateral intrafaszialen Dissektion als Referenzmaßstab, ergaben sich für das Inkontinenzrisiko mit abnehmendem Erhaltungsgrad (Grade siehe Abbildung) folgende relative Risiken: 1,07, 1,19, 1,56, 1,78, 2,27, 2,37. Nach verschiedenen Altergruppen stratifiziert zeigte sich, dass bei keinem Nervenerhalt und bei niedrigem Erhaltungsgrad inbesondere Patienten ab 60 Jahren mit einem erheblichen Inkontinenzrisiko konfrontiert sind (Abb).

Die Rate an inkontinenten Patienten ein Jahr nach radikaler Prostatektomie stand deutlich im Zusammenhang mit dem Erhaltungsgrad beider neurovaskulärer Bündel.

Aus Sicht der Wiedererlangung von Kontinenz erweist es sich als Vorteil, zumindest ein Nervenbündel zu erhalten. Selbst die teilweise Erhaltung eines Bündels ist lohnend. Sexuelle Inaktivität und Alter sollten somit keine Faktoren bei der Entscheidung des angestrebten Nervenerhalts sein.

Steineck G, Bjartell A, Hugosson J, et al. on behalf of the LAPPRO steering committee 2014. Degree of preservation of the neurovascular bundles during radical prostatectomy and urinary continence 1 year after surgery. Eur Urol [Epub ahead of print].

Dezember 2014   red.