Metastasiertes Nierenzellkarzinom (mRCC)

Sequenztherapien mit drei aufeinander folgenden zielgerichteten Substanzen

Zielgerichtete Therapien mit inhibitorischem Effekt auf die vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor (VEGF)-Achse werden heute routinemäßig bei Patienten mit mRCC eingesetzt. Die weitaus überwiegende Mehrheit der Patienten entwickelt allerdings eine Resistenz gegen die jeweilige Therapie, so dass verschiedene Sequenztherapien zur Anwendung kommen. Über die optimale Sequenz der zielgerichteten Therapien wurde bislang keine Entscheidung getroffen. In diesem Zusammenhang wurden in der vorliegenden retrospektiven Analyse Wirksamkeit und Toxizität bei Patienten mit mRCC sequenztherapien mit drei aufeinander folgenden zielgerichteten Substanzen verglichen.

An der Charité Berlin und der Medizinischen Hochschule Hannover wurden Patienten mit mRCC identifiziert, die nach der Erstlinientherapie mit einem VEGF-Inhibitor (Sunitinib, Sorafenib, Bevacizumab in Kombination mit Interferon oder Pazopanib) in der zweiten und dritten Therapielinie zuerst mit einem Rezeptortyrosinkinase-Inhibitor (rTKI) gefolgt von einem mammalian target of rapamycin (mTOR)-Inhibitor oder in der umgekehrten Reihenfolge behandelt worden sind. Als Zweit- und Drittlinientherapie waren Sunitinib, Sorafenib, Pazopanib, Everolimus, Temsirolimus und Dovitinib angewandt worden.

Von insgesamt 103 Patienten hatten 62 nach Versagen der Erstlinientherapie mit einem VEGF-Inhibitor zuerst einen rTKI und danach einen mTOR-Inhibitor und 41 die Sequenz mTOR-Inhibitor–rTKI erhalten. Als erster VEGF-Inhibitor war bei den meisten Patienten Sunitinib eingesetzt worden.

Das mediane progressionsfreie Überleben bei der Erstlinientherapie betrug in der Gruppe mit nachfolgender rTKI–mTOR-Inhibitor-Sequenz 8,2 Monate und in der Gruppe mit nachfolgender mTOR-Inhibitor–rTKI-Sequenz 11,0 Monate. Die Zweitlinientherapie mit einem rTKI oder einem mTOR-Inhibitor war bezüglich des progressionsfreien Überlebens gleich effektiv (Abb. 1). Gleiches wurde bei der Drittlinientherapie beobachtet.





Das mediane Gesamtüberleben im Gesamtkollektiv betrug 35,6 Monate. Bei Anwendung der VEGF-Inhibitor–rTKI–mTOR-Inhibitor-Sequenz waren es 31,8 Monate gegenüber 38,7 Monaten bei den Patienten mit der VEGF-Inhibitor–mTOR–rTKI-Inhibitor-Sequenz (Abb. 2). In letzterer Gruppe war das Überleben allenfalls tendenziell länger.

Sowohl in der univariaten als auch in der multivariaten Cox-Regressionsanalyse standen wesentliche Merkmale wie die Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC)-Risikogruppe und eine vorausgegangene Immuntherapie nicht im Zusammenhang mit der vereinten Zweit- und Drittlinien-Therapiedauer oder dem Gesamtüberleben. Aus multivariater Analyse geht hervor, dass die primäre Resistenz gegen den erslinien-VEGF-Inhibitor und die Toxizität Grad 3/4 bei der Zweitlinientherapie unabhängige Prädiktoren eines kombinierten Zweit- und Drittlinien-Therapieversagens sind. Ferner wurde ermittelt, dass einzig die primäre Resistenz gegen den ersten VEGF-Inhibitor auf ein erhöhtes Mortalitätsrisiko schließen lässt.

Die Sequenztherapien VEGF-Inhibitor–rTKI–mTOR-Inhibitor und VEGF-Inhibitor–mTOR-Inhibitor–rTKI zeitigten vergleichbar gute Ergebnisse bezüglich Ansprechrate, progressionsfreiem Überleben und Gesamtüberleben.

Da ein tendenzieller Überlebensvorteil in der VEGF-Inhibitor–mTOR-Inhibitor–rTKI-Gruppe bereits durch einen höheren Antel der Patienten mit primärer Resistent gegen den ersten VEGF-Inhibitor vorprogrammiert war, wird diskutiert, dass insbesondere die Verbesserung der Effektivität bei der Erstlinientherapie das Krankheitsergebnis maßgeblich positiv beeinflussen könnte.

Busch J, Seidel C, Erber B, et al. 2013. Retrospective comparison of triple-sequence therapies in metastatic renal cell carcinoma. Eur Urol 64:62-70.

Dezember 2013   red.