Blasenkrebs
Ätiologische Rolle für Infektion mit humanen Papillomaviren?


Humane Papillomaviren (HPV) gelten vornehmlich als Verursacher von Zervikalkrebs. Darüber hinaus wurde HPV auch eine Rolle bei der Entstehung weiterer Krebsentitäten wie Haut-, Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs beigemessen. Einige Befunde sprechen zudem für die Verursachung von Blasenkrebs durch HPV-Infektion. Doch uneinheitliche Ergebnisse führten bislang zu keiner schlüssigen Beweislage.

Gefrorene Gewebeproben von Blasenkrebs wurden mittels Polymerase-Kettenreaktion auf HPV-DNA untersucht. Surrogatmarker für die Expression des Hochrisiko HPV-E7-Onkoproteins [Zyklin-abhängiger Kinaseinhibitor 2A (p16-INK4a) und Minichromosom-Erhaltungsprotein-7 (mcm-7)] wie auch das HPV-L1-Kapsidprotein wurden immunhistochemisch bestimmt.

In 18 von 117 typisierten Tumorproben (15%) von Patienten mit einem Blasenkarzinom wurde eine Reihe von HPV-Typen identifiziert. Alles waren Einzelinfektionen bei denen HPV 16 in sechs Fällen, HPV 18 in vier Fällen, HPV 33 in drei Fällen sowie die HPV-Typen 31, 52, 56, 58 und ein unbekannter Typ jeweils einmal identifiziert wurden. Die Expression von p16-INK4a und mcm-7 wurde in 94% bzw. 89% der HPV-positiven Karzinome nachgewiesen. In keinem Fall wurde die Expression des HPV-L1-Proteins beobachtet. Die Viren wurden mittels In-situ-Hybridisierung im Kern von Tumorzellen lokalisiert.

In der multivariaten Analyse ergab sich ein Zusammenhang zwischen Tumoren vom Grad 1 bei Patienten unter 60 Jahren und einer HPV-Infektion.

Hochrisiko-HPV sind wahrscheinlich Verursacher einiger „low-grade“-Blasenkarzinome, wie sie sich bei jüngeren Patienten entwickeln.

Das Fehlen des HPV-L1-Proteins weist darauf hin, dass in Blasenkarzinomen – ähnlich wie in Zervikalkarzinomen – eine abortive Infektion vorliegt.



Shigehara K, Sasagawa T, Kawaguchi S, et al. 2011. Etiologic role of human papillomavirus infection in bladder carcinoma. Cancer 117:2067-2076.

Juni 2011   red.