Das Urothelkarzinom ist in den westlichen Industrieländern die fünfhäufigste
Krebserkrankung. Männer sind viermal häufiger betroffen als Frauen.
In der First-line-Therapie des rezidivierten Harnblasenkarzinoms gelten Gemcitabin und
Cisplatin gemäß den Leitlinien der EAU als Substanzen der Wahl. Darunter kommt es jedoch
bei fast allen Patienten zu Rezidiven, so dass sie eine Zweitlinientherapie benötigen.
Für dieses Krankheitsstadium gab es noch bis vor Kurzem keinen Therapiestandard. Bei der
Progression nach Platin-haltiger Erstlinientherapie hat man sich bislang mit Best
Supportive Care (BSC) oder empirisch eingesetzten Chemotherapien beholfen. Doch seit
der Zulassung von Vinflunin (Javlor®) im Jahr 2010 steht jetzt erstmals eine effektive,
von der EAU empfohlene Zweitlinientherapie zur Verfügung.
Die Zulassung von Javlor® basiert auf einer randomisierten Phase-III-Studie, in der
Vinflunin plus BSC mit alleiniger BSC verglichen wurde. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben
(Bellmunt J, et al. 2009). Als Studienpopulation waren Urothelkarzinom-Patienten vorgesehen, die
in der metastasierten Situation unter bzw. nach First-line-Therapie einen Progress erlitten hatten.
Für die Patienten kommt es in der Zweitlinientherapie nicht allein auf längeres Überleben an.
Entscheidend ist auch eine möglichst hohe Lebensqualität in der gewonnenen Zeit. Die Ergebnisse
der Zulassungsstudie belegen neben der signifikant längeren Gesamtüberlebenszeit auch eine tendenziell
verbesserte Lebensqualität für die Patienten im Vinflunin-Arm. Insbesondere konnten Schmerzen
reduziert werden, betonte Prof. J. Gschwend (München) auf einem EAU-Symposium in Wien. Diese
Symptomenkontrolle sowie der Erhalt der Lebensqualität sind konsistent mit der adäquaten
Krankheitskontrolle, die in der Zulassungsstudie im Vinflunin-Arm beob-achtet wurde.
Die Therapie mit Vinflunin zeichnet sich nicht nur durch hohe Effektivität sondern auch durch
eine gute Verträglichkeit aus. Die beobachteten Toxizitäten, wie Neutropenie, Übelkeit und
Erbrechen, waren gut beherrschbar und nicht kumulativ. Wie bei anderen Chemotherapien so sollte
auch bei Vinflunin vor jeder Anwendung eine antiemetische Prophylaxe verabreicht werden.
Unter der Behandlung mit Vinflunin traten in den klinischen Studien bei 15,3% der Patienten
Grad-3/4-Obstipationen auf. Zu deren Vermeidung werden eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr und eine
ballaststoffreiche Ernährung empfohlen. Zudem sollte eine konsequente prophylaktische
Begleitmedikation mit Laxanzien ab Tag 1 bis Tag 7 in jedem Zyklus gegeben werden.
Vinflunin erreichte den höchsten Evidenzlevel, der bislang für die Zweitlinienanwendung publiziert
worden ist. Die EAU empfiehlt in ihren Leitlinien Vinflunin daher als neuen Standard für das
forgeschrittene/metastasierte Urothelkarzinom nach Versagen einer Platin-haltigen Vortherapie.
Die Leitlinien betonen, dass Vinflunin in dem genannten Setting derzeit die einzig zugelassene
Therapieoption ist; der Einsatz anderer Behandlungen sollte laut Leitlinien nur im Rahmen klinischer
Prüfungen erfolgen.
Zweitlinientherapie mit Überlebensvorteil
Stabilisierung der Erkrankung und Erhalt der Lebensqualität
EAU-Leitlinien empfehlen Vinflunin als Zweitlinientherapiestandard
Malgorzata Klafke
Quelle: EAU-Symposium „Current challenges in the treatment of urothelial carcinoma” am 21.03.2011
in Wien. Veranstalter: Pierre Fabre GmbH.
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Aktuell wird das therapeutische Potenzial von Vinflunin im First-Line-Setting sowie in der Erhaltungstherapie geprüft.
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