Aktuelle Daten, die erstmals auf der diesjährigen ASCO-Jahrestagung vorgestellt wurden [1, 2],
unterstreichen die hohe Wirksamkeit von Cabazitaxel, das für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem
Prostatakarzinom (mCRPC) nach Docetaxel-Versagen zugelassen ist und speziell für diese Situation entwickelt
wurde. Cabazitaxel ist in der Lage, eine Docetaxel-Resistenz zu überwinden.
Bereits in der Zulassungsstudie TROPIC erreichte Cabazitaxel (25 mg/m2) bei Patienten mit mCRCP nach
Docetaxel-Versagen einen signifikanten medianen Überlebensvorteil gegenüber Mitoxantron (HR 0,70; p <0,0001) [3].
Über die aktuellen Ergebnisse und den Stellenwert von Cabazitaxel bei Patienten mit einer Docetaxel-Resistenz
diskutierten Experten auf der Sanofi-Veranstaltung „7. Expertise Prostata“ im Kloster Eberbach.
Für den klinischen Alltag sind das wichtige Daten, bestätigte Prof. Dr. med. Johannes M. Wolff (Düsseldorf) mit Verweis
darauf, dass die Chemotherapie ein bedeutender Bestandteil der Behandlung des mCRPC ist. Das fortgeschrittene
Prostatakarzinom ist eine heterogene Erkrankung mit Androgenrezeptor(AR)-abhängigen und AR-unabhängigen Zellen [4].
Je mehr AR-unabhängige Zellen vorliegen, umso schlechter sprechen die Patienten auf die AR-gerichteten Substanzen
an. Etwa ein Drittel der Patienten mit mPCa hat laut Wolff sogar eine primäre Resistenz gegenüber AR-gerichteten
Substanzen [5, 6]. Diese kann durch Veränderungen am Androgenrezeptor (AR) induziert sein, wie zum Beispiel beim
Nachweis der Splice-Variante AR-V7 [7]. Hinzukommen sekundäre Resistenzen, die sich im Therapieverlauf mit
AR-gerichteten Substanzen entwickeln. Alle diese Patienten benötigen eine Chemotherapie, betonte Wolff.
Ein wichtiger klinischer Hinweis auf eine endokrine Resistenz ist ein nur kurzes Ansprechen auf die primäre
Androgendeprivation. Diese Patienten sollten im kastrationsresistenten Stadium primär chemotherapeutisch
behandelt werden. Weitere klinische Hinweise für den Einsatz der Chemotherapie mit Docetaxel bzw. Cabazitaxel
(nach Docetaxel-Versagen) sind tumorbedingte Symptome, eine hohe Tumorlast, viszerale Metastasen und eine
aggressive Tumorbiologie, ergänzte PD Dr. med. Christian Thomas (Mainz). Um eine Resistenz bzw. einen Progress
frühzeitig zu erkennen und die Weitergabe einer wirkungslosen Therapie zu vermeiden empfiehlt Dr. med. Götz Geiges (Berlin)
eine regelmäßige Bildgebung. Je mehr sinnvoll eingesetzte und hintereinander geschaltete Therapiesequenzen
die Patienten durchlaufen, desto länger überleben sie. Das zeigen auch die Erfahrungen aus dem Therapiealltag,
sagte Dr. med. Frank Becker (Neunkirchen).
Auch retrospektive Studiendaten [8] unterstreichen die Bedeutung der
Chemotherapie: Danach überleben Patienten mit mCRPC, die frühzeitig eine
Chemotherapie mit Docetaxel gefolgt von Cabazitaxel erhalten, median länger als
Patienten, bei denen die Chemotherapie für spätere Therapielinien aufgehoben
wurde [8]. Zwischen den AR-gerichteten Substanzen besteht eine Kreuzresistenz,
weshalb nach Versagen einer ersten AR-gerichteten Therapie auf die Chemotherapie
gewechselt werden sollte. Eine wichtige Studie ist in diesem Zusammenhang die
randomisierte Phase III-Studie CARD: Patienten mit mCRPC, die nur kurz auf eine
AR-gerichtete Therapie mit Abirateron oder Enzalutamid angesprochen haben (≤12
Monate), werden alternativ mit Cabazitaxel oder der jeweils anderen AR-gerichteten
Substanz weiterbehandelt. Zudem wird der Stellenwert der Chemotherapie als
wichtiger Bestandteil der mCRPC-Behandlung durch die nicht-interventionelle Studie
(NIS) QoLiTime zusätzlich gestützt. So untermauert die QoLiTime-Studie den
Stellenwert von Cabazitaxel als wirksame Therapieoption nach Docetaxel-Versagen.
Patienten mit einem PSA-Abfall ≥50% nach vier Zyklen Cabazitaxel profitierten
besonders deutlich beim Gesamtüberleben mit gleichzeitiger Schmerzreduktion. Die
Lebensqualität der Patienten war unabhängig vom PSA-Ansprechen mit Cabazitaxel
nicht beeinträchtigt [9]. Red.
Quelle: Fachpresse-Workshop „7. Expertise Prostata“ am 22. Juni 2016 im Kloster Eberbach
in Eltville am Rhein. Veranstalter: Sanofi.
Literatur:
[1] Sartor AO, et al. 2016. JCO ASCO 2016 (suppl) #5006.
[2] De Bono JS, et al. 2016. JCO ASCO 2016 (suppl) #5008.
[3] de Bono JS, et al. 2010. Lancet 376 (9747): 1147-1154.
[4] Tombal B, et al. 2011. EJC 47:179-188.
[5] Antonarakis ES, et al. 2014. NEJM 371:1028-1038.
[6] Antonarakis ES, et al. 2015. JAMA Oncol 1: 582-591.
[7] Sun S, et al. 2010. J Clin Invest 120:2715-2130.
[8] Maines F, et al. 2015. Crit Rev Oncol Hematol 96(3):498-506.
[9] Hammerer P, et al. 2016. EAU Kongress 2016, Abstract 768.
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