Das Studienkollektiv bestand aus Veteranen im Alter von 40 bis 89 Jahren, bei denen in den
Jahren 2002 bis 2011 innerhalb von sechs Monaten ein niedriger Testosteronspiegel und ein
normaler prostataspezifisches Antigen (PSA)-Wert bestimmt worden waren. Zur Vereinheitlichung
der Anfangsbedingungen erfolgte die Aufnahme in die Kohorte jeweils zum Zeitpunkt des
erstmals ermittelten niedrigen Testosteronspiegels oder dem des berechtigenden PSA-Tests,
je nachdem welcher Zeitpunkt der spätere war.
Die Testosteron-Exposition wurde als Zeitvariable zweifach behandelt (Tabelle): Zum einen
als dichotome Variable (behandelt/nicht behandelt) mit Beginn des Follow-up ein Jahr nach
Aufnahme in die Studie. Zum anderen als fünf kumulative Testosteron-Dosiskategorien mit
dem Follow-up-Start ein Jahr nach der ersten Testosteron-Verschreibung. Die mediane Dauer
des Follow-up für alle Männer betrug 3,0 Jahre (Bereich, 1 Tag bis 9,8 Jahre).
Von den 147.593 Männern der Kohorte hatten 58.617 während des Follow-up eine Testosteron-Behandlung
begonnen. Insgesamt 313 als aggressiv diagnostizierte Fälle eines Prostatakarzinoms betrafen
190 nicht mit Testosteron behandelte und 123 mit Testosteron behandelte Männer. Prostatakarzinome
jedweden Schweregrades waren bei 1.439 Männern diagnostiziert worden. Davon entfielen 848
auf die nicht mit Testosteron behandelten Männer und 591 auf behandelte Männer (Tabelle).
In adjustierten Analysen bestand zwischen behandelten und unbehandelten Männern kein
Unterschied im Risiko für Prostatakrebs.
Es errechnete sich eine Inzidenzrate von 0,57 bzw. 0,58 pro 1000 Personenjahre.
In vollständig adjustierten Analysen wurde bei den Testosteron-behandelten Männern kein
Zusammenhang zwischen erhöhter kumulativer Testosterondosis und erhöhtem Risiko für
aggressiven Prostatakrebs ermittelt. Allerdings war die höchste kumulative
Testosteron-Dosiskategorie (3.200 mg) mit einem signifikant niedrigerem Risiko
für aggressiven Prostatakrebs assoziiert als die niedrigste Dosiskategorie von
1 bis 399 mg. Gleiches galt für jede Art von Prostatakrebs.
Sowohl bei topisch als auch bei intramuskulär behandelten Männern bestand gegenüber
nicht behandelten Männern kein erhöhtes Risiko für aggressiven Prostatakrebs
(adjustiertes HR:0,92, 95% CI 0,67-1,26 bzw. HR:0,93; 95% KI 0,68-1,27).
Gleiches galt für Prostatakrebs jedweden Schweregrades (adjustiertes HR:0,85;
95% KI 0,73-1,00 bzw. HR:0,99; 95% KI 0,86-1,14).
Bei den Männern einer großen „inception cohort“ (Anfangskohorte) mit niedrigen
Testosteronspiegeln und normalem PSA-Wert, stand der Testosteronausgleich nicht
mit erhöhtem Risiko für aggressiven Prostatakrebs oder Prostatakrebs jedweden
Schweregrades im Zusammenhang. In vollständig adjustierten Analysen bestand
bei Testosteron-behandelten Männern nur insofern eine Abhängigkeit des Risikos
für aggressiven und jedweden Prostatakrebs von der kumulierten Testosterondosis,
als in der höchsten kumulierten Dosis-Kategorie das Risiko gegenüber der
geringsten Risikokategorie jeweils signifikant erniedrigt war.
Walsh TJ, Shores MM, Krakauer CA, et al. 2018.
Testosterone treatment and the risk of aggressive prostate cancer in men
with low testosterone levels. PLOS ONE https://doi.org/10.1371/journal.pone.0199194
Red.
März 2019
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