Lokalisierter Nierentumor: Aktive Überwachung mit und ohne verzögerte Intervention
 

Um der unterschiedlichen klinischen Signifikanz von lokalisierten Nierentumoren und der damit zusammenhängenden potenziellen Überbehandlung Rechnung zu tragen, bietet sich Active Surveillance (AS) als eine initiale Behandlungsoption an. Allerdings beruhen bislang publizierte ermutigende Ergebnisse mit AS-Kohorten erst auf relativ kurzen Nachbeobachtungsperioden. Aktuell wurden die umfassenden Erfahrungen eines Einzelzentrums mit aktiver Überwachung bei Patienten mit lokalisiertem Nierentumor über median mehr als fünf Jahre berichtet.

Aus der prospektiv geführten Nierenkrebs-Datenbank der Temple University, Lewis Katz School of Medicine, Philadelphia, PA, USA, wurden Patienten mit Nierentumor identifiziert, die in den Jahren 2000 bis 2016 mit AS betreut worden waren.

Die lineare Wachstumsrate (LWR) wurde anhand einfacher linearer Regression bestimmt. Eine initiale LWR (iLWR) wurde aus der Steigung zwischen der initial maximalen Tumorausdehnung bei der Vorstellung und bei der ersten Bildgebung im Überwachungsverfahren berechnet.

Für die Analyse standen 457 Patienten (544 Läsionen) mit soliden oder Bosniak III/IV zystischen lokalisierten Nierentumoren und adäquat vorhandenen Daten zur Verfügung. Das mediane Alter bei der Aufnahme war 70 (60–78) Jahre, und die mediane Nachbeobachtungsdauer überlebender Patienten betrug 67 (41–94) Monate. Diejenigen Patienten, die nicht zu einem späteren Zeitpunkt zur Intervention überwechselten, verweilten median 41 (19–71) Monate im Überwachungsstatus.

Die mediane LWR für alle Läsionen betrug 1,9 (0,2-4,2) mm/Jahr und die mediane iLWR 1,9 (0-7) mm/Jahr. Abbildung 1 zeigt die Verteilung des LWR- und Interventionsstatus im Gesamtkollektiv. Die kumulative Inzidenzrate späterer Interventionen nach 1, 2, 3, 4 und 5 Jahren aktiver Überwachung betrug 9%, 22%, 29%, 35% bzw. 42%.

In der Analysekohorte waren insgesamt 73 Patienten verstorben. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate belief sich auf 89%. Patienten, die später zur Intervention wechselten, hatten kein signifikant höheres Risiko als Patienten, die bei AS verblieben.

Neunundneunzig Patienten mit einem mehr als fünfjährigen Follow-up (median 99 [77–115] Monate) hatten nicht zur Intervention gewechselt. Für solide (n=82) und zystische Tumoren (n=17) betrug die maximale Größe initial 21 mm bzw. 19 mm. Die mediane LWR betrug insgesamt 1,1 (0,4–2,5) mm/Jahr bzw. 1 (0,4–1,5) mm/Jahr. Zwölf Patienten starben. Einer davon hatte mehr als acht Jahre nach Aufnahme in das AS-Programm ein metastasiertes Nierenzellkarzinom entwickelt.

Fazit

Aktive Überwachung mit und ohne späterer Intervention ist bei sorgsam geführten Patienten eine sicherere Vorgehensweise. Die Entscheidung zur Intervention fällt überwiegend in die ersten zwei bis drei Jahren der aktiven Überwachung.       Red.

McIntosh AG, Ristau BT, Ruth K, et al. 2018. Active surveillance for localized renal masses: tumor growth, delayed intervention rates, and >5-yr clinical outcomes. Eur Urol https://doi.org/10.1016/j.eururo.2018.03.011 (Epub ahead of press).

Oktober 2018

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