DGU-Kongress 2015: mCRPC-Patienten können von Abirateron und niedrig dosierten Kortikoiden profitieren

Kortikoide haben eine Reihe von positiven Effekten, die für Krebspatienten von Nutzen sind. Auch in der Therapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) kommen sie zum Einsatz, beispielsweise Prednison oder Prednisolon in Kombination mit Abirateronacetat (Zytiga®). Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von niedrig dosierten Kortikoiden beim mCRPC standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz im Rahmen des 67. Kongresses der Gesellschaft für Urologie (DGU) in Hamburg.

Kortikoide sind in der Krebstherapie weit verbreitet, weil sie aufgrund ihrer entzündungshemmenden und immunsuppressiven Eigenschaften zur Schmerztherapie und in weiteren spezifischen Indikationen eingesetzt werden [1]. Neben diesen palliativen Effekten können Kortikoide offenbar auch eine antitumorale Wirkung erzielen: Beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC) senkten sie beispielsweise in mehreren kleineren Studien den PSA-Wert [2]. Das bestätigte sich in den jeweiligen Kontrollarmen der Zulassungsstudien von Abirateronacetat (Zytiga®) für die Erst- (COU-AA-302) und die Zweitlinientherapie (COU-AA-301) des mCPRC, in denen die Patienten Placebo plus niedrig dosiertes Prednison oder Prednisolon erhielten. „Unter dieser Therapie stellte sich ein Abfall der PSA-Werte um mindestens 50% bei 29% (Erstlinie) bzw. 5,5% (Zweitlinie) der Patienten ein, so dass es möglicherweise einen zusätzlichen antitumoralen Effekt durch eine sekundäre Hormonmanipulation gibt“, betonte Prof. Dr. Markus Kuczyk, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie und Urologische Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover [3,4].
Kortikoide in etablierten mCRPC-Regimen

Beim Prostatakarzinom finden Kortikoide einerseits Anwendung, um tumorbedingte Symptome, wie Knochenschmerzen, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust zu lindern und dadurch die Lebensqualität zu steigern, sowie andererseits, um Nebenwirkungen der Therapie zu reduzieren [5]. So sind Prednison oder Prednisolon bei vielen etablierten Regimen zur Behandlung des mCRPC indiziert, etwa in Kombination mit Abirateronacetat, Docetaxel und Cabazitaxel [6,7,8]. Auch mit Enzalutamid, bei dem die zusätzliche Gabe von Kortikoiden nicht vorgeschrieben aber möglich ist, werden sie nach einer retrospektiven Analyse oft kombiniert: Von 1.387 mCRPC-Patienten unter Enzalutamid erhielt ca. ein Drittel (32,9%) Kortikoide während der Therapie [9].

Während der Chemotherapie werden Kortikoide als wirksame Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen gegeben. Daneben lassen sich Ödeme und allergische Reaktionen behandeln [7,8,10]. Bei der Kombination mit Abirateronacetat beugt niedrig dosiertes Prednison oder Prednisolon (10mg/Tag) aus dem Wirkmechanismus des einzigartigen Androgen-Biosynthese-Hemmers resultierenden mineralkortikoidbedingten Nebenwirkungen vor [6]. Zu ihnen gehören Ödeme, Hypertonie und Hypokaliämie, die in den Phase-III-Studien COU-AA-301 und -302 unter Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon in der Mehrzahl der Fälle mild ausgeprägt waren (Schweregrad 1/2) [3,4].

Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Abirateronacetat

Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon besserte in der Erstlinientherapie des mCRPC bei nicht oder mild symptomatischen Patienten gegenüber Placebo plus Prednison/Prednisolon nicht nur das Gesamtüberleben (Hazard Ratio (HR) 0,81, p=0,0033) und das radiologisch progressionsfreie Überleben signifikant (HR 0,52, p<0,0001), sondern auch weitere Patienten-relevante Endpunkte wie den Schmerz und die Lebensqualität [3,11]. Zugleich trat ein breites Spektrum an typischen kortikoidbedingten Langzeitnebenwirkungen, wie Diabetes, Katarakt, Nebenniereninsuffizienz oder Osteoporose-bedingte Frakturen, mit einem Schwergrad von ≥ 3 gemäß einer gepoolten Analyse der Studien COU-AA-301 und COU-AA-302 unter der Kombination insgesamt nur bei 5,1% der Patienten auf und die Häufigkeit nahm auch bei einer Therapiedauer von mehr als 30 Monaten nicht zu [12]. „Vor dem Hintergrund dieser Daten kann man davon ausgehen, dass auch eine längerfristige Steroidtherapie im niedrigen Dosierungsbereich ein nur geringes Risiko für signifikante Begleiterkrankungen mit sich bringt und gut verträglich ist, wie wir das auch in unserem Klinikalltag beobachten“, so das Fazit von Kuczyk.

Abirateronacetat auch bei Diabetikern

Dementsprechend ist die Behandlung mit Abirateronacetat und Prednison/Prednisolon nach Angaben von Prof. Dr. Johannes-Maria Wolff, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Urologie der Paracelsus-Klinik Golzheim, auch bei Diabetikern mit mCRPC möglich. Gemäß der ersten internationalen, prospektiven Beobachtungsstudie aus dem Behandlungsalltag, die beim diesjährigen Europäischen Krebskongress (ECC) in Wien vorgestellt wurde, sind immerhin 13% der mCPRC-Patienten mit mindestens einer Komorbidität von der Zuckerkrankheit betroffen [13]. Knapp die Hälfte (45%) der insgesamt 383 mCRPC-Patienten, die während der Studie eine neue Therapie begannen, erhielten zunächst Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon. „Der Blutzuckerwert bei Patienten mit Diabetes sollte häufig gemessen werden, aber ein gut eingestellter Diabetes ist kein Ausschlusskriterium für die Therapie mit Abirateronacetat plus niedrig dosiertem Prednison/Prednisolon“, hob Wolff hervor.

Wie er ergänzte, zeichnet sich Abirateronacetat neben der guten Verträglichkeit auch durch eine hohe Patientenzufriedenheit aus. So bewerteten 100 mCRPC-Patienten unter Abirateronacetat in einer Online-Befragung ihre Erfahrungen mit der Behandlung, ihr Wohlbefinden und die Kontrolle über ihre Erkrankung mehrheitlich als positiv [14]. Nach der retrospektiven Auswertung von zwei großen Datenbanken zu Medikamentenverschreibungen in den USA (Datenbank 1: Kostenerstatter, Dezember 2010 bis August 2012; Datenbank 2: Anbieter, Juni 2009 bis März 2013) scheint einhergehend die Adhärenz der Patienten, die mit Abirateronacetat und Prednison/Prednisolon behandelt werden, mit über 90% hoch zu sein [15]. Laut Wolff überprüft Janssen derzeit in Deutschland in der nicht interventionellen Studie IMPACT, ob sich die Therapietreue durch unterstützende Maßnahmen wie einem Schulungsvideo und regelmäßigen Patientenkontakten noch weiter optimieren lässt [16]. Nach seinen Angaben haben weltweit bereits mehr als 195.000 Männer mit mCRPC Abirateronacetat plus Prednison oder Prednisolon erhalten.


Quelle: Fachpressekonferenz „Zytiga® plus Prednison/Prednisolon beim mCRPC: Gute Wirksamkeit, Verträglichkeit und Akzeptanz im Behandlungsalltag“ am 24. September 2015 in Hamburg. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH

Referenzen:
[1] Twycross R. 1994. The risks and benefits of corticosteroids in advanced cancer. Drug Saf. 11:163–178
[2] Venkitaraman R, et al. 2013. A randomized phase II trial of dexamethasone versus prednisolone as secondary hormonal therapy in CRPC. J Clin Oncol 6 (Suppl):Abstr 123
[3] Rathkopf DE, et al. 2014. Updated Interim Efficacy Analysis and Long-term Safety of Abiraterone Acetate in Metastatic Castration-resistant Prostate Cancer Patients Without Prior Chemotherapy (COU-AA-302). Eur Urol. 66(5):815-825
[4] Fizazi K, et al. 2012. Abiraterone acetate for treatment of metastatic castration-resistant prostate cancer: final overall survival analysis of the COU-AA-301 randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 study. Lancet Oncol. 13:983–992
[5] Dorff TB, Crawford FD. 2013. Management and challenges of corticosteroid therapy in men with metastatic castrate-resistant prostate cancer. Ann Oncol.24:31–38
[6] Aktuelle Fachinformation Zytiga®
[7] Fachinformation Taxotere®, Stand Mai 2015
[8] Fachinformation Jevtana®, Stand Juni 2015
[9] Ellis L, et al. 2015. Corticosteroid use in mCRPC patients treated with abiraterone or enzalutamide using real world data from three databases. J Clin Oncol. 33 (Suppl):Abstr e16071
[10] Hasmüller S, et al. 2008. Taxane in der Onkologie: Nebenwirkungen vermeiden – supportiv behandeln. Im Focus Onkologie 11:70-76
[11] Ryan CJ, et al. 2015. Abiraterone acetate plus prednisone versus placebo plus prednisone in chemotherapy-naive men with metastatic castration-resistant prostate cancer (COU-AA-302): ?nal overall survival analysis of a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 study. Lancet Oncol. 16(2):152-160
[12] Fizazi K, et al. 2015. Assessment of corticosteroid (CS)-associated adverse events (AEs) with long-term (LT) exposure to low-dose prednisone (P) given with abiraterone acetate (AA) to metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC) patients (Pts). J Clin Oncol. 7 (Suppl):Abstr 169
[13] Chowdhury S, et al. 2015. The Prostate Cancer Registry: First results from an international, prospective, observational study of men with metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC). ECC 2015, 25. 29.9.2015, Wien: Abstr 2548
[14] Naim AB, et al. 2014. Examining Experiences of Patients Currently Being Treated With Abiraterone Acetate (AA) for Metastatic Castrate Resistant Prostate Cancer (mCRPC) J Clin Oncol 32 (suppl; abstr e16102)
[15] Lafeuille MH, et al. 2014. Adherence Patterns for Abiraterone Acetate and Concomitant Prednisone Use in Patients with Prostate Cancer J Manag Care Pharm. 20(5):477-484
[16] Rexer H. 2015. Nicht-interventionelle Studie?beim ?metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom. Urologe 54:1021–1022.



Quelle: Janssen-Cilag GmbH

Oktober 2015


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