Der Nutzen einer Lymphadenektomie beim Nierenzellkarzinom ist unklar.
Ein Argument für die Lymphknotenresektion ist das pathologische Assessment des
Nodalstatus. Auch könnte ein kleiner Teil der Patienten von der Entfernung von
Lymphknotenmetastasen profitieren und es ist zudem möglich, Kandidaten für eine
adjuvante Therapie zu identifizieren. Um ein Risiko-Nutzen-Profil aufzustellen,
ist es allerdings auch notwendig das potentielle Risiko zu kennen. Im Gegensatz
zu vielen Studien, die den Nutzen der Lymphknotenresektion untersuchten, wurde
das Risiko eher vernachlässigt.
In einer retrospektiven Analyse wurde die Assoziation der Lymphknotenresektion mit der
30-Tage-Komplikationen bei Patienten untersucht, die sich einer radikalen Nephrektomie
aufgrund eines Nierenzellkarzinoms unterzogen.
Zwischen 1990 und 2010 wurden 2.066 Patienten mit M0- oder M1-Nierenzellkarzinom nephrektomiert.
Bei 774 Patienten (37%) wurden auch Lymphknoten reseziert. Innerhalb der gesamten
Studienpopulation hatten 9% Lymphknotenmetastasen (pN1) und 15% Fernmetastasen (M1).
Patienten mit Lymphknotenresektion hatten insgesamt eine eher aggressivere Erkrankung
mit höheren Inzidenzen von radiologischer Lymphadenopathie und Fernmetastasen. Die
Patientencharakteristiken waren ansonsten gut ausgewogen.
Komplikationen innerhalb von 30 Tagen traten bei 9%, Komplikationen nach Clavien Grad ≥3 bei
4% der Patienten auf. Die häufigsten Komplikationen waren akutes Nierenversagen (3%),
Blutungen (2%) und Wundheilungsstörungen (2%). Es traten häufiger Komplikationen aller
Grade bei Patienten mit pN1-Erkrankung auf verglichen mit N0-Patienten (22% vs. 11%).
Komplikationen von Grad ≥3 wurden bei 10% versus 4% der Patienten gesehen. Die Unterschiede
erreichten keine statistische Signifikanz.
In der vorliegenden monozentrischen Untersuchung ging die Lymphknotenresektion bei Durchführung
einer Nephrektomie mit einer geringen Rate an Komplikationen einher. Insgesamt weisen die
Studienergebnisse darauf hin, dass eine Lymphknotenresektion ohne größere perioperative
Morbidität durchgeführt werden kann, auch wenn möglicherweise ein moderates Ansteigen
leichter postoperativer Komplikationen zu erwarte n ist. Die Lymphknotenresektion kann
somit, da keine höhere Morbidität beobachtet wurde, für das Erlangen der Staging-Informationen
zur weiteren Behandlung des RCC gerechtfertigt sein.
Mai 2018
Quelle:
Gershman B, Moreira DM, Thompson RH, et al. 2018.
Perioperative morbidity of lymph node dissection for renal cell carcinoma:
A propensity score-based analysis. Eur Urol 73:469-475
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