Zu den verbürgten Risikofaktoren von Blasenkrebs gehört in erster Linie das Zigarettenrauchen.
Aber auch die berufliche Exposition mit chemischen Karzinogenen in verschiedenen Industriezweigen
hat bei den dortigen Arbeitern eine höhere Inzidenz von Blasenkrebs zur Folge. Die mutagene
Potenz kanzerogener Substanzen wird durch einen zeitlich längeren Kontakt mit dem Urothel der
Harnblase gesteigert. Das ist bei Restharnbildung infolge Blasenentleerungsstörungen der Fall.
Diesbezüglich wurde hypothetisiert, dass Symptome des unteren Harntrakts (LUTS), die
zahlreiche Männer ab 40 Jahren mit zunehmender Beschwerdeintensität belasten, für das
Blasenkrebsrisiko eine Rolle spielen.
In einer großen Kohortenstudie sollte ermittelt werden, ob die Entwicklung von
Blasenkrebs durch das Vorliegen und die Schwere der Ausprägung von LUTS beeinflusst
wird.
Anhand von Daten der Health Professionals Follow-up Study wurde bei 30.183 Männern
das Blasenkrebsrisiko in Bezug zur Schwere von LUTS untersucht. Die Ermittlung von
LUTS wurde anhand des International Prostata Symptom Score (IPSS) vorgenommen.
In die Analyse gingen Informationen von 30.183 Männern, die im Jahr 1996 nicht an
Blasenkrebs erkrankt waren, ein. Von ihnen hatten 7.597 keine
LUTS (IPSS ≤1), 17.075 leichte LUTS (IPSS ≤7), 5.161 moderate LUTS (IPSS ≤19)
und 350 schwere LUTS (IPSS >19).
Zwischen 1996 und 2010 traten in der Kohorte insgesamt 476 Fälle von Blasenkrebs
auf. Sie verteilen sich auf 373.442 Personenjahre der Kohorte während dieser Zeit.
Bei Ausklammern der Personenjahre aus den ersten beiden Jahren zeigte sicht, dass bei Männern
mit schweren LUTS (IPSS >19) das Blasenkrebsrisiko 1,64-fach höher lag als bei den Männern ohne LUTS.
Die in multivariater Analyse ermittelten relativen Risiken (RR) für Blasenkrebs
betrugen bei gemischten LUTS (Blasenentleerung/Speicherung) im Vergleich zu
keinen LUTS 1,60. Blasenentleerungsstörungen standen
enger mit Blasenkrebs im Zusammenhang als Speichersymptome. Unter den
Miktionssymptomen war zögerliches Wasserlassen am deutlichsten mit Blasenkrebs
assoziiert. Männer, bei denen in zumindest 50% der Zeit zögerliches Wasserlassen
auftrat, hatten gegenüber den Männern ohne dieses Symptom mehr als das Zweifache
Blasenkrebsrisiko.
Das Vorliegen von LUTS – insbesondere zögerliches Wasserlassen – steht
bei Männern mit der Entwicklung von Blasenkrebs signifikant im Zusammenhang.
Trotz der deutlichen Assoziation wollen die Untersucher jedoch nicht
ausschließen, dass die Diagnose von Blasenkrebs vielfach als Begleitbefund
bei der Abklärung von Miktionssymptomen zustande kam. Red.
Oktober 2018
Zhou J, Lelsey KT, Smith S, et al. 2016. Lower urinary tract symptoms
and risk of bladder cancer in men: results from the Health Professionals
Follow-up Study. Urology 6:1312-1318.
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