Eine neue Therapiestrategie für die Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC)
ist die Radio-Liganden-Therapie. 177Lu-PSMA-617 (Lu-PSMA) ist ein radio-markierter PSMA-Antagonist,
der in der Phase-II-Studie TheraP gegen Cabazitaxel geprüft wurde [1]. Die vielversprechenden
Ergebnisse stützen die Radio-Liganden-Therapie als mögliche effektive und verträgliche Therapieoption
bei Patienten mit metastasiertem CRPC. In der australischen Studie TheraP erhielten 200 mit Docetaxel
vorbehandelte mCRPC-Patienten Lu-PSMA oder Cabazitaxel. Primärer Studienendpunkt war das biochemische
Ansprechen, definiert als PSA-Reduktion von ≥50% ab Studienbeginn.
Die Patienten waren im Median 72 Jahre alt und hatten in mehr als 90% der Fälle Enzalutamid
oder Abirateron erhalten. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13,3 Monaten zeigten
absolut 29% der Patienten unter Lu-PSMA häufiger ein PSA50-Ansprechen verglichen mit
Cabazitaxel (66% versus 37%; p<0,0001). Das Risiko für einen PSA-Progress war im Lu-PSMA-Arm
um 31% gegenüber Cabazitaxel reduziert (HR=0,69; p=0,02). Nebenwirkungen Grad 3-4 traten
bei 35% der Patienten unter Lu-PSMA und 54% unter Cabazitaxel auf. Unter Lu-PSMA traten
häufiger Thrombozytopenien (Grad 1-2: 17%/Grad 3-4: 11%), ein trockener Mund (59%/0%)
und trockene Augen (30%/0%) auf, unter Cabazitaxel häufiger Neutropenie (5%/13%),
Diarrhoe (52%/5%), Dysgeusie (27%/0%) und Neuropathie (26%/1%).
Die Regime Abirateronacetat/Prednison (AAP) plus ADT versus Apalutamid (APA) versus AAP plus APA
untersuchte die brasilianische Phase-II-Studie LACOG 0415 mit Hinblick auf eine ADT-freie
Alternative mit hoher Sicherheit und Verträglichkeit beim hormonsensitiven Prostatakarzinom.
Eingeschlossen wurden 128 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom und
nicht-kastrations-Testosteronspiegeln (≥230 ng/dl). Der primäre Endpunkt war die Häufigkeit
eines PSA-Werts ≤0,2 ng/ml in Woche 25. Die Studie war nicht auf einen Vergleich der Studienarme
gepowert [2].
Die Studienteilnehmer waren median 70 Jahre alt und wiesen bei Studienbeginn einen
medianen PSA-Wert von 22,5 ng/ml sowie einen medianen Testosteronspiegel von
409,2 ng/dl auf. 46,2% der Patienten hatten die Diagnose der metastasierten
Erkrankung de novo erhalten. Einen PSA ≤0,2 ng/ml in Woche 25 zeigten 75,6% der
Patienten unter AAP plus ADT, 60,0% unter APA und 79,5% unter AAP plus APA in
der modifizierten ITT-Analyse (schloss nur Patienten mit auswertbaren Daten ein).
Damit erreichte nur die alleinige Apalutamid-Therapie den definierten primären
Endpunkt nicht. Einen PSA-Abfall um ≥50% in Woche 25 erreichten 100% versus 92,5%
versus 100% der Patienten, einen Abfall um ≥80% erreichten 100% versus 90% versus 97,4% der Patienten.
Die Testosteronspiegel fielen im AAP plus ADT-Arm durchschnittlich um
97,4% und im AAP plus APA-Arm um 73,8% ab. Unter alleiniger Gabe von Apalutamid
wurde hingegen durchschnittlich ein Anstieg des Testosteronspiegels um 134,3%
beobachtet. Nebenwirkungen aller Grade traten bei 93-95% der Patienten,
Nebenwirkungen Grad 3-4 bei 31% (AAP plus ADT) versus 21,4% (APA) versus
36,4% (AAP plus APA) der Patienten auf. Die bekannten Substanz-spezifischen
Toxizitäten prägten die unterschiedlichen Sicherheitsprofile. Dabei unterschied
sich die Lebensqualität der Patienten zwischen den Studienarmen nicht.
Bericht: Dr. Ine Schmale, Westerburg
Quelle:
[1] Hofman M, et al.: A randomised phase II trial of 177Lu-PSMA-617 (Lu-PSMA)
theranostic versus cabazitaxel in metastatic castration resistant prostate cancer (mCRPC)
progressing after docetaxel: Initial results - TheraP (ANZUP 1603). ASCO 2020, Abstr. #5500
[2] Maluf FC, et al.: Phase II randomized study of abiraterone acetate plus
prednisone (AAP) added to ADT versus apalutamide alone (APA) versus APA plus AAP in
patients with advanced prostate cancer with non-castrate testosterone levels (LACOG 0415).
ASCO 2020, Abstr. #5505.
ASCO 2020 Virtual Scientific Program, 29.-31. Mai 2020.
25. Juni 2020
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