Obwohl die Mehrzahl der Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom mit der Platin-basierten Erstlinientherapie
eine Krankheitskontrolle erreichen, sind das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS)
aufgrund von Chemotherapieresistenzen kurz. PD-L1/PD-1-Inhibitoren sind der Standard der Zweitlinientherapie.
In der JAVELIN Bladder 100 Studie wurde nun untersucht, ob die Checkpoint-Inhibition als Erhaltungstherapie
nach Platinum-basierter Induktionstherapie eine wirksame Strategie ist. Die Ergebnisse der Studie wurden
beim ASCO als Late Breaking Abstract Nummer 1 präsentiert.
In der Phase-III-Studie erhielten insgesamt 700 Patienten mit Ansprechen oder Krankheitsstabilisierung
unter Behandlung mit 4-6 Zyklen Gemcitabin plus Cisplatin oder Carboplatin nach einem Therapie-freien
Intervall von 4-10 Wochen randomisiert Avelumab plus beste supportive Behandlung (BSC) oder nur BSC.
Primärer Studienendpunkt war eine signifikante OS-Verlängerung durch die Avelumab-Erhaltung bei allen
randomisierten Patienten sowie bei der PD-L1-positiven Population. Die Patienten waren im Median
68-69 Jahre alt, wiesen in 55% der Fälle Viszeralmetastasen auf und waren in etwa der Hälfte der
Fälle PD-L1-positiv. Mehr als die Hälfte der Patienten hatte eine Cisplatin-haltige Chemotherapie
erhalten, als bestes Ansprechen wurde bei 72% der Patienten eine komplette oder partielle Remission
festgestellt. Zum Zeitpunkt der präsentierten Auswertung betrug die Nachbeobachtungszeit für Patienten
im Avelumab-Arm 19,6 und im Kontroll-Arm 19,2 Monate. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 24% der Patienten
im Avelumab-Arm und 7% im Kontrollarm unter Therapie.
Die JAVELIN Bladder 100-Studie erreichte ihren primären Endpunkt: Das mediane OS wurde durch die
Avelumab-Erhaltungstherapie von 14,3 auf 21,4 Monate verlängert (HR=0,69; p<0,001). Nach 12 Monaten
lebten 71% vs. 58% der Patienten beider Studienarme, nach 18 Monaten 61% vs. 44%. Innerhalb der
PD-L1-positiven Population war das mediane OS im Avelumab-Arm noch nicht erreicht und betrug
17,1 Monate im Kontrollarm (HR=0,56; p<0,001). Nach 12 Monaten waren 79% versus 60% der PD-L1-positiven
Patienten unter Avelumab versus Kontrolltherapie am Leben, nach 18 Monaten 70% versus 48% (Abb.).
Bezüglich des PFS wurde ein Median von 3,7 versus 2,0 Monaten in der gesamten Studienpopulation (HR=0,62; p<0,001)
und von 5,7 versus 2,1 Monaten in der PD-L1-positiven Population (HR=0,56; p<0,001) beobachtet. Es sprachen
9,7% der Patienten der gesamten Studienpopulation und 13,8% der PD-L1-positiven Population auf Avelumab an
(vs. 1,4% bzw. 1,2%). Eine nachfolgende Therapie erhielten 42,3% (Avelumab) vs. 61,7% (Kontrolle) der
Patienten der gesamten Studienpopulation. Von den Patienten, die die Studientherapie aufgrund eines
Tumorprogresses abbrachen, erhielten 70,4% vs. 75,3% eine nachfolgende Therapie.
Das Sicherheitsprofil von Avelumab war handhabbar und konsistent mit dem bekannten Nebenwirkungsprofil
der Monotherapie. 11,9% der Patienten unter Avelumab brachen die Therapie aufgrund von therapieassoziierten
Nebenwirkungen ab.
Fazit: Die Avelumab-Erhaltungstherapie ist bei Patienten ohne Progress nach Platin-basierter Induktionschemotherapie
ein neuer Standard in der Behandlung des fortgeschrittenen Urothelkarzinoms, so das Fazit der Autoren.
Bericht: Dr. Ine Schmale, Westerburg
Quelle:
25. Juni 2020
Abb.: Gesamtüberleben (OS) unter Erhaltungstherapie mit Avelumab plus BSC versus BSC bei Patienten
mit PD-L1-positivem
metastasiertem Urothelkarzinom (mod. nach Powles T, et al. Abstr. #LBA1).
Powles T, et al.: Maintenance avelumab + best supportive care (BSC) versus BSC alone after platinum-based
first-line chemotherapy in advanced urothelial carcinoma: JAVELIN Bladder 100 phase III results.
ASCO 2020, Abstr. #LBA1. ASCO 2020 Virtual Scientific Program, 29.-31. Mai 2020.
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