Für die Erfassung des Ansprechens solider Tumoren auf eine Chemotherapie
oder eine zielgerichtete Therapie wurden die RECIST (Response Evaluation Criteria
In Solid Tumors)-Kriterien entwickelt. Das Ansprechmuster auf immunonkologische
Therapien kann sich von den vorgenannten Therapiestrategien unterscheiden, so
dass die Erfassung der RECIST v1.1-basierten Endpunkte den Therapieerfolg einer
Immuntherapie möglicherweise unterschätzen.
Aktuell wurden Immun-modifizierte RECIST-Kriterien (imRECIST) entwickelt und auf die
Therapie mit dem anti-PD-L1-Antikörper Atezolizumab angewandt.
Es wurden die Daten von Patienten mit diversen Tumorentitäten, die mit einer
Atezolizumab-Monotherapie behandelt wurden, aus Phase-I- und II-Studien evaluiert.
In den Studien BIRCH, POPLAR und IMvigor210 wurden Tumoren alle 6 Wochen nach
RECIST v1.1- und imRECIST-Kriterien bezüglich des Ansprechens eingeschätzt.
Da die PCD4989g-Studie vor der Entwicklung der imRECIST-Kriterien durchgeführt
wurde, konnten die Daten dieser Studie nur zusätzlich zu den genannten Studien
für die Erfassung des Ansprech- und Progressionsmusters verwendet werden. Das
Gesamtüberleben (OS) wurde evaluiert, wenn sich das progressionsfreie
Überleben (PFS) bezüglich der imRECIST- versus den RECIST v1.1-Kriterien
unterschied. Modifizierungen, die bei den imRECIST-Kriterien eingebracht
wurden, inkludieren das beste Ansprechen nach Fortschreiten der Erkrankung
sowie Veränderungen der Definition des Tumorprogresses für neue Läsionen
und nicht-Zielläsionen. Für das PFS nach imRECIST-Kriterien wird ein initialer
Tumorprogress nicht als solcher interpretiert, wenn die nachfolgende Kontrolle
eine Stabilisierung der Erkrankung zeigt.
Bei Verwendung der imRECIST-Kriterien wurde eine um 1-2% höhere Ansprechrate,
eine um 8-13% höhere Krankheitskontrollrate und ein um 0,5-1,5 Monate längeres
medianes PFS ermittelt, verglichen mit den RECIST v1.1-Kriterien. Das Gesamtüberleben
war bei Patienten mit verlängertem PFS laut modifizierten imRECIST-Kriterien
im Vergleich zu den RECIST v1.1-Kriterien länger oder vergleichbar. Wurden
bei Patienten neue Läsionen ohne Progress der Zielläsionen gesehen, was bei
20-34% der Patienten der Fall war, so war das OS vergleichbar oder kürzer
als bei Patienten mit initialem Progress der Zielläsionen. Bezüglich des
Progressionsmusters zeigten Patienten in wenigen Fällen ein unregelmäßiges
Anwachsen und Schrumpfen der Zielläsionen, den sogenannten Pseudoprogress.
Diese Patienten hatten ein längeres OS als Patienten ohne Schrumpfung von
Zielläsionen.
Einige Aspekte der imRECIST-Kriterien sind relevant für die Prognose eines
Therapievorteils mit immunonkologischen Therapien, wohingegen andere Aspekte
weiterer Modifikationen bedürfen. Die Erfahrungen mit imRECIST wurden bisher
nur für Atezolizumab erhoben und können ohne Validierung nicht auf andere
Immuntherapien verallgemeinert werden.
Hodi FS, Ballinger M, Lyons B, et al. 2018. Immune-modified response
evaluation criteria in solid tumors (imRECIST): refining guidelines to assess
the clinical benefit of cancer immunotherapy. J Clin Oncol 36:850-858
Dr. Ine Schmale, Westerburg
Oktober 2018
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